Carmen Greiser

Carmen Greiser, Angehörige

„Mein Vater leidet unter Parkinson und einer Demenz er ist leider daher seit mehreren Jahren pflegebedürftig. Es ist jetzt schon zwei Jahre her, das mein Vater noch etwas besser mit dem Gehwagen laufen konnte. 

Wir hatten uns überlegt, dass wir solange es geht noch einmal ein Wochenende mit ihm und meiner Mutter verreisen wollen. Darauf hin haben wir uns lange überlegt, wohin es gehen sollte. Wir haben uns dann entschieden nach Wilhelmshaven zu fahren, da er dort als er noch gearbeitet hat sehr häufig auf Montage war und wir dachten dass könnte ihn interessieren.  Also haben wir meine Eltern mit den Gehwagen, Tabletten und allem was wir sonst benötigen eingepackt und los ging es. 

Am ersten Tag haben wir erst einmal nur auf der Terrasse gesessen und die Aussicht genossen. Am zweiten Tag ging es meiner Mutter schlecht und sie wollte nicht aus dem Hotel weg, so dass wir mit meinem Vater im Auto rumgefahren sind. Er hat uns alles gezeigt, was er aus der Vergangenheit kannte. Denn an die Vergangenheit kann er sich noch sehr gut erinnern. Wir sind bei unserer Rundfahrt auch an dem maritimen Museum vorbei gekommen. Dort wollte er unbedingt anhalten und sich umschauen. 

Wir waren der Meinung, dass wir einmal mit ihm durchschlendern und wenn es nicht mehr geht einfach abbrechen. Also sind wir mit Gehwagen bewappnet aufgebrochen. In diesem Museum lagen auch ein U-Boot und ein Zerstörer auf dem mein Vater gearbeitet hatte. Denn er war Maschinenschlosser für Schiffsmotoren. Als wir dann vor dem Zerstörer standen, meinte mein Vater,"den möchte ich noch einmal besichtigen und Euch zeigen". Mein Mann und ich schauten uns an und überlegten ob wir dies Risiko eingehen könnten, da man natürlich nicht mit Gehwagen auf so einem Schiff laufen kann. Wir entschlossen uns aber, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen wollten. Also haben wir ihn eingehakt und ihm gesagt, dass wir es versuchen. 

Man kann sich nicht vorstellen, welche Kraft ein kranker Mensch entwickeln kann wenn er etwas wirklich will. Wir haben mit ihm das gesamte Schiff besichtigt und er hat alle seine Kräfte mobilisiert und uns alles erklärt und viele alte Geschichten erzählt. Wir waren zwar froh als wir ihn wider Heil vom Schiff runter hatten und im Auto saßen, aber andererseits haben wir auch gesehen wie viel ihm dies bedeutet hat. Er war zwar nach diesem Ausflug total kaputt aber glücklich. Da sich seit dem der Zustand meines Vaters drastisch verschlechtert hat, sind wir froh diese Kurzreise noch gemacht zu haben. Heute kann er kaum selbst kleine Strecken laufen und muss rund um die Uhr beaufsichtigt werden.  

Wir können daher nur allen Familien mit pflegebedürftigen raten, die Zeit zu genießen, in der die Person noch einigermaßen mobil ist und auch einmal etwas zu machen, was eigentlich unmöglich erscheint."