Ivo Laskawy

Ivo Laskawy, Brietlingen

„Irgendwann ist es soweit. Es war ja vorauszusehen. Hoffnungen gab es nicht mehr. Als dann das Wort „Hospiz“ fiel, war keiner  überrascht.

Und dann stand er eines Tages da - der rot-weiße Krankentransport. Die Fahrt zur letzten Station des Lebens wird nicht lange dauern. Vielleicht zehn Minuten. Aber was spielt Zeit jetzt noch für eine Rolle. Bloß nicht den Humor verlieren! Auch wenn er jetzt nur tiefschwarz sein kann.

Meine Großmutter wird behutsam auf die Trage gebettet. Die jungen Sanitäter decken mit einer Wolldecke fürsorglich zu. Als sie auch noch einmal überprüfen, ob sie warm genug eingepackt ist, heitert meine Großmutter noch einmal alle Umstehenden mit den Worten auf: „Jaja, deckt mich bloß ordentlich zu und denkt an meine Gesundheit. Man kann sich ja sooo leicht erkälten“.

Die Krankheit hatte meine Großmutter schon lange im Griff. Sie, die immer sehr auf ihre Gesundheit geachtet hatte. Selbst dann noch, nachdem sie schon mehr als zwei Jahre in einem Seniorenheim in Norddeutschland lebte.  Aber in der letzten Zeit verlor sie stark ihren Lebenswillen und äußerte nur noch einen Wunsch: Bald möglichst sterben. Daher war ich doch sehr überrascht, als ich sie eines Tages besuchte und sie mir verkündete, dass sie sich für eine Grippeimpfung entschieden hatte: „Ja, so eine Grippeimpfung ist in meinem hohen Alter als Gesundheitsvorsorge schon sehr wichtig“ (na, dann war das mit dem Sterben wollen wohl doch nicht so ernst gemeint)."