Elisabeth Lück

Elisabeth Lück, Angehörige

„Ich heiße Elisabeth, ich wohne in Heiligenhafen, einer Kleinstadt direkt an der Ostsee. Das Thema Pflege hat lange mein Leben bestimmt. Meine Mutter habe ich 17 Jahre zuhause gepflegt, davon zeitgleich noch 4 Jahre meine Schwiegermutter, die einen Schlaganfall erlitten hatte.

Ich war unbedarft und dachte, dass schaffe ich schon.Aber die Pflege wurde immer schwerer durch den körperlichen Verfall meiner Mutter.

Oft war ich am Ende meiner Kraft, es drehte sich alles in unserer Familie nur noch um "Oma". Doch kam ein Heim für mich nicht in Frage.Es war in meinen Augen wie eine Niederlage und Verrat. Zwischenzeitlich kam immer mal wieder ein Krankenhausaufenthalt,aber der Weg führte wieder nach Hause. Dann war es jedoch nicht mehr möglich die Pflege zuhause weiterzuführen.Es war sehr schwer es meiner Mutter zu beichten.

Sie schaute mich ganz entsetzt an und fragte: „Wer hat das veranlasst?." Mein Wunsch war es sie in der Cura in Orthmühle, ca. 3 km von unserem Zuhause, unterzubringen. Es ist neu gebaut und hat eine wunderschöne Lage direkt am Meer. Dieser Ort hatte für meine Mutter eine ganz besondere Bedeutung. Im Jahre 1938 war sie dort tätig, als es noch ein Kinderheim war.

Wir hatten Glück, und bekamen dort einen Platz. Jetzt hatte ich endlich Zeit für meine Mutter! Ich war fast jeden Tag bei ihr.Ich habe ihr vorgelesen, wir haben zusammen Musik gehört oder nur einfach nebeneinander gesessen und aufs Meer geschaut.

Besonders gefielen uns die Ausfahrten mit dem Rollstuhl entlang des Wassers.  Einmal war es besonders schön. Es war warm, der Himmel blau. Auf der Ostsee waren Segelboote unterwegs. Mutti sprach nicht mehr viel. Ich fragte sie: „Ist das nicht schön?" Aus vollstem Herzen sagte sie: „Ja, dass kann man mit Worten gar nicht beschreiben." 

Das Pflegepersonal,ob männlich oder weiblich, hat sich rührend um sie bemüht.  Sie war aber auch stets dankbar und nie nörglerisch. Einmal hatte eine Pflegeschwester meiner Mutter die Fingernägel rot lackiert (das erste Mal in ihrem Leben).  Sie ließ es geschehen und sagte zu mir: „Ich habe auch ganz still gehalten."

Nach einem Jahr und fünf Monaten dort, verstarb sie im Alter von 94 Jahren, zerfallen an Körper und Geist.  Ihre letzten Worte kurz vor ihrem Tod waren: „Ich habe dich so lieb". 

Wenn ich heute, nach gut einem Jahr, an sie  zurückdenke, verspüre ich Liebe, Dankbarkeit und eine innere Ruhe."