Lydia Klein

Lydia Klein, Wiesbaden

Ich bin 47 Jahre alt und mobil als Fußpflegerin und Masseurin tätig. Nebenbei arbeite ich für einen Seniorenbetreuungsdienst. Vor über einem Jahr erlitt eine Freundin meiner Mutter mit 84 Jahren einen Schlaganfall, der sie ans Bett fesselte. Sie lebt in einem Seniorenheim, wo sie von einer litauischen Pflegerin versorgt wird. In der Anfangszeit erschien ein bis zweimal wöchentlich ein Physiotherapeut, der sich nur minimal mit ihr beschäftigte. Letztendlich schlug die Nichte der Dame vor, dass ich sie im privaten Rahmen besuche und nach eigenem Ermessen behandele, in Form von Massagen, Übungen zur Wiederherstellung ihrer Beweglichkeit etc. Bereits nach einem Besuch bat die Seniorin, mich täglich sehen zu dürfen. Denn ich massiere nicht nur, ich baue auch ihre Seele auf, wenn sie deprimiert ist. Mehrmals in der Woche hüte ich meine quirlige dreijährige Enkelin Leony, die ich selbstverständlich zu den Besuchen bei der Seniorin mitnehme. Leony wuselt dann durch ihr Zimmer, singt ihr Lieder vor und unterhält die Dame köstlich.

Im April wird es ein Jahr, dass ich sie täglich besuche und behandele. Die einst bettlägerige Dame kann nun aufstehen, ihre Beine bewegen und selbständig kleine Strecken - mit Festhalten am Geländer - im Flur auf und abgehen. Leony und ich sind für sie zur festen Institution geworden - und jeder kleine Schritt zur Genesung macht auch mich glücklich.