David Dufraine

David Dufraine, Ergotherapeut

„Erst neulich wurde ich durch eine Annonce der Süddeutschen Zeitung vom Tod des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aufmerksam und las mir daraufhin einige seiner Reden durch. Wie ich finde, hat er häufig gute Worte finden können für das, was einer Gesellschaft nachhaltig gut tun kann. Im übergeordnetem Sinne könnte man meinen, er habe stets ein vordergründiges Anliegen: Die Menschen sollten sich im Einklang mit ihrer Umwelt auf eine gemeinsame, friedenstiftende Entwicklung verständigen. Gedeihend mittels angemessener Kommunikation.

Dass Kommunikation auf mehreren Wegen möglich ist, dass unsere Umwelt einen starken Einfluss auf unsere Wahrnehmung hat und dass ein humaner Umgang untereinander die beste Basis zum gemeinsamen Austausch darstellt, kann ich täglich als Ergotherapeut in einem Seniorenzentrum erleben.

In einem "Seniorenwohnhaus", und das berichte ich gerne unerfahrenen Freunden, leben vorrangig Menschen, deren Verlust der Selbstständigkeit gleichermaßen einen Verlust der Wahrnehmung darstellt. Um diesen Verlust auszugleichen, bedarf es einer angemessenen Erregung verschiedener Reize. Jeder kennt die menschlichen Reize: Hören, Riechen, Sehen, Schmecken oder Tasten. In meiner Tätigkeit mit betagten, dementen bis hin zu immobilen Mitmenschen sind solche grundlegenden Herangehensweisen sehr wichtig. Wie schön ist es, wenn mich Bewohner auf ihrem Bett sitzend verwundert ansehen, während sie den frisch abgeschöpften Schnee aus einer Schale entnehmen. Oder die erstaunlichen Erinnerungen in einer geselligen Runde, in welcher ein jeder an frisch gesammeltem Laub riecht, um anschließend dem anderen mitzuteilen, was ihm bei diesem Geruch durch den Kopf geht. Wie herzergreifend, einer Dame ihren Lieblingssänger Roger Whittaker vorzuspielen, während sie von der schönsten Zeit in ihrem Leben berichtet. 

Hat man einmal begonnen, bedürftigen Mitmenschen auf diesen Wegen ein Stück Glückseligkeit schenken zu können, sowie die Möglichkeit eigene Erfahrungen neu aufleben zu lassen, möchte man es nicht mehr missen. Ich freue mich in meiner persönlichen Pflegegeschichte über viele weitere Kapitel dieser und ähnlicher Art und wünsche mir für alle betagten Senioren und Hilfebedürftigen ähnliche Erlebnisse."